Diest Domini – 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
„Treffen sich zwei Kardinäle bei Gloria“, titelte das Feuilleton der FAZ vor einigen Tagen (03.09.2015), „Kein Schadensersatz: Protz-Bischof muss nicht büßen“ meinte die Bild und die Rheinische Post widmet fast eine ganze Seite 2 der Analyse der „Scheidung auf katholisch“.
Diese Nachrichtenlage trifft im Sonntagsevangelium auf die aufmunternden Worte Jesu an Petrus, den ersten der Päpste, „Weg mit Dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern das, was die Menschen wollen“. Wie sähe dieser Satz wohl in mannshohen Lettern in dem Kuppelfries des Petersdoms in Rom aus?
Mag einer einwenden, der ironische Plauderton erscheine nicht passend, wenn Jesus von ernsten Dingen und seinem Leiden spricht. Aber ist nicht auch heute das Bild unserer Kirche so oftmals zum Heulen? Was mögen sich die purpurnen Herren beim Champagnerempfang bei der Frau Fürstin in Regensburg denken, wenn sie sich dort über die Angriffe gegen Kardinal Marx freuen. Was meinen die Limburger Diözesanen, einschließlich ihres Oberhirten, wenn höheren Ortes schlicht rechtsbeugend (so urteilen zumindest einige Rechtswissenschaftler) „für nicht angebracht“ gehalten wird, was doch unzweifelhaft erforderlich ist, nämlich, dass der ehemalige Limburger Bischof für den durch ihn entstandenen finanziellen Schaden auch persönlich zur Verantwortung gezogen wird. Und wie verhält sich der harmlose Alltagschrist, wenn leitende Kirchenrichter Bauchschmerzen verkünden bei der Lektüre päpstlicher Anordnungen, die ihnen doch früher sakrosankt waren? Oder wenn aufgrund des gleichen Themas, wie in Zeit online zu lesen ist, im Vatikan eine Art Revolte gegen Franziskus vorbereitet wird, weil eben dieser eine Erleichterung des Annulierungsverfahrens einleitet, jedoch OHNE damit die grundlegende Überzeugung aufzugeben, dass die Ehe an sich unauflöslich ist und dieses Ideal auch weiterhin besteht, lediglich in Fällen, in denen eine Annulierung aufgrund verschiedener Gründe bereits jetzt möglich ist, soll dies beschleunigt geschehen können. Dies löst – so wird es in Zeit online zitiert – in einigen römischen Monsignori „physische Aggressivität gegen Franziskus aus“.
Ach, es geht uns bei der Kirche wie in allen Institutionen früher oder später, wer nicht einer Ideologie verfallen will, muss selber denken. Heutzutage muss man wohl sehr disparate Haltungen in der Kirche aushalten, vielleicht gehört das zu unserer conditio humana nach der Aufklärung, dass wir auch im Zweifel, in der Angefochtenheit und Unklarheit weiter unseren Weg gehen müssen, auch wenn die Wegweiser an Zahl zunehmen und in alle Richtungen weisen. Ja, und dann? An was halten wir uns denn dann? An selbstgemachte Wünsche und nicht mehr an das, was Gott will? Nein, Gott sei Dank bleibt eine einfache Richtschnur erhalten, das Evangelium von der Treue Gottes und sein Aufruf an uns, ihn in der Welt zu verwirklichen: „Der Herr ist gnädig und gerecht, unser Gott ist barmherzig.“ schreibt der Psalmist und auch wir schlichten Herzen dürfen uns behütet wissen. Und dann können wir auch gleich hören, was wir tun sollen: Nicht in vielen Worten unsern Glauben preisen, sondern schlicht gute Werke tun:
„Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von Euch zu Ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt Euch! Ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das?“ (Jak 2, 16)
Von Herzen wünsche ich uns eine Woche, in der wir nicht um uns selbst kreisen, sondern in der die Menschen uns dabei zusehen, wie wir uns hervortun in der Hilfe für die Bedürftigen – und wir brauchen gerade in diesen Tagen dazu keine Phantasie, sondern nur die Augen, die ja noch vom vergangenen Sonntag her geöffnet sind.
Katharina Nowak
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